SARA MEJIA KRIENDLER



Den Zustand der Stadt in ein Kunstwerk verpackt

Sara Mejia Kriendler arbeitet nun im Bregenzer Magazin 4.FOTO: KUNSTVEREIN

 

 

Im Magazin 4 macht die amerikanische Künstlerin Sara Mejia Kriendler den Ausstellungsraum zu ihrem Atelier.

 

BREGENZ. (VN-ag) Über zwei Wochen hat die US-amerikanische Künstlerin Sara Mejia Kriendler vor den Augen der Besucher eine ortsspezifische Installation für das Magazin 4 entwickelt. „From Stones to Stories“ ist eine Mischung aus Architektur und Skulptur, eine ebenso poetische wie radikale Bestandsaufnahme unserer materiellen Kultur und eine mögliche Antwort auf die Frage „Was wird unsere Zivilisation einst hinterlassen?“.

Mit Sara Mejia Kriendlers Eingriff im Magazin 4, der dem Motto „In Arbeit“ unterstellt ist, manifestiert sich ein weiterer Programmpunkt im experimentellen Projekt „six memos for the next . . .“, das auf zwei Jahre angelegt ist und mit Inszenierungen, Ereignissen und Kunsterfahrungen jenseits des klassischen Ausstellungsformats aufwartet. So auch diesmal. Inspiriert von den Relikten früherer Kulturen, von archäologischen Ausgrabungen und Höhlenmalereien, geht die 1983 geborene, in New York lebende und arbeitende Künstlerin der angesichts des Ergebnisses doch leicht melancholisch stimmenden Frage nach, wie die Hinterlassenschaft unserer heutigen Gesellschaft aussehen könnte und welche Rückschlüsse künftige Generationen daraus ziehen könnten.

Ihr Material findet Sara Mejia Kriendler, die Geschichte studiert und eine traditionelle künstlerische Ausbildung in Drucktechnik und Bildhauerei absolviert hat, auf der Straße: Styropor, Plastik und Verpackungen, Wegwerfprodukte und Abfall bilden den Rohstoff für ihre Werke.

 

Ruinenhaft

Auch in Bregenz hat sich die Künstlerin im Stadtraum auf die Suche gemacht, hat Formen und Strukturen gesammelt und Frottagen als Spuren unseres Lebens abgenommen. So entsteht aus Styroporelementen, die teilweise weiterbearbeitet, zugeschnitten, geschichtet oder bemalt werden, architektonische Elemente, die sich zu einer Art Grundriss zusammensetzen, unvollständig und ruinenhaft, wie die Reste einer Behausung in einer Ausgrabungsstätte. Dabei spielt die Künstlerin mit den verwendeten Materialien, besonders den ambivalenten Eigenschaften von Styropor, das sie als „das“ Material unserer Zeit sieht. Stark und fragil zugleich, dient es als Verpackungsmaterial dem Schutz von Gütern, kann ebenso aber auch mit dem Händen zerbrochen und zerbröselt werden und hat dabei in seiner langen Verfallszeit auch etwas Giftiges, so Sara Mejia Kriendler. Eingebettet sind die skulptural anmutenden Styroporteile zwischen zwei Wandzeichnungen, die Begrenzung und Ausblick zugleich sind. Zeichenhaft, isoliert aus ihren Kontext und dabei fremd wie Hiero­glyphen tummeln sich die Symbole unserer Zeit – wie Schilder, Reifenspuren, Abdrücke von Gittern, technische Details, Zahlen und Buchstaben – auf diesen Wänden, um von dort auf die Skulpturen zu springen. Wer die Installation komplett sehen möchte, sollte dies bald tun.

Denn der Endzustand ist nur ein Übergangsstadium. Alsbald wird das Werk partiell zurückgebaut werden, darin integriert eine neue Komposition des japanischen Musikers und Klangkünstlers Junya Oikawa, die sich sowohl auf die Installation bezieht als auch auf die Erkundung des Stadtraums, womit sich der Kreis schließt.

Das Ausstellungsprojekt ist bis Jänner 2014 im Magazin 4 in Bregenz (Bergmannstraße) zu sehen, Di bis So, 14 bis 18 Uhr

 



TRANSLATION

 

Voralbergernachtrichten (Voralberg News)

 

Culture

 

October 5, 2013

The future of the city framed in a work of art.

Photo: Sara Mejia Kriendler now working in Bregenz Magazin 4.

 

BREGENZ (VN-ag) For more than two weeks, the American artist Sara Mejia Kriendler has been using the exhibition space as her studio in the presence of visitors to develop a place- specific installation for Magazin 4. "From Stones to Stories" is a mix of architecture and sculpture, a poetic and radical inventory of our material culture and a possible answer to the question "what will our civilization leave behind one day?"

Sara Mejia Kriendler’s engagement in Magazin 4, with the motto "In Arbeit” (Work in Progress) is another program point in the experimental project "Six Memos for the Next ….” which for two years has come up with productions, events and art experiences outside the traditional exhibition format. This time as well. Inspired by relics of past civilizations, from archaeological excavations and cave paintings, the artist, born in 1983 who lives and works in New York City, considers the slightly melancholy-provoking question about how the legacy of our modern society might look like and what conclusions future generations might draw.

Sara Mejia Kriendler, who studied history and has completed a traditional art education in printing technology and sculpture, finds her material in the street; Styrofoam, plastic and packaging, disposable products and waste constitute the raw material for her work.

In Ruins   

The artist also undertook a quest in Bregenz, where she collected forms and structures and took rubbings as traces of our lives. Styrofoam pieces, partially edited, cut, laminated or painted form   architectural elements in a kind of floor plan, incomplete and in ruins, like the remains of a dwelling in an excavation site. The artist plays with the materials she uses, particularly the ambivalent properties of polystyrene, which she sees as "the" material of our time. Strong and fragile at the same time, it serves as a packaging material to protect goods, but can also be broken by hand and crumbled and is, as a result of its long decay time, something poisonous. That is how Sara Mejia Kriendler sees it. The sculptural polystyrene is nestled between two wall drawings, which are limiting and looking out at the same time. Symbolic, isolated from their context, and thereby foreign, including strange hieroglyphs, cavorting as symbols of our times - such as signs, tire tracks, grid footprints, technical details, numbers and letters - on these walls and from their jumping to the sculptures. Whoever wants to see the complete installation, should do so soon.

For the final state is only a transitional stage. The work will be partially dismantled soon; it integrates a new composition by the Japanese musician and sound artist Junya Oikawa, which refers both to the installation as well as the exploration of urban space, thus closing the circle.

The exhibition project will run until January 2014 Magazin 4 in Bregenz (Bergmann Street), Tuesday to Sunday, from 14 to 18 clock.



Translation by John Kriendler